Durch meine Depression habe ich mich selbst verloren – und langsam wiedergefunden

Veröffentlicht am 14. Mai 2025 um 07:00

Ich weiß gar nicht mehr, wann genau es passiert ist. Vielleicht war es schleichend, wie Nebel, der sich Stück für Stück über alles legt. Oder vielleicht war es ein plötzlicher Moment, in dem ich aufgewacht bin und dachte: „Wer bin ich eigentlich noch?“

 

Was ich sicher weiß: Irgendwann war ich weg.

Nicht körperlich. Ich war da – ich bin aufgestanden, ich habe funktioniert.

Aber mein inneres Ich, mein echtes Ich, war wie ausgesperrt.

Lächeln fühlte sich fremd an. Gespräche klangen, als würde jemand anders sprechen.

Ich habe Dinge getan, ohne sie zu wollen. Und nichts mehr getan, obwohl ich so viel wollte.

 

Depression macht das mit einem.

Sie raubt dir nicht nur die Freude. Sie klaut auch dein Selbstbild, deine Interessen, deine Stimme.

Ich habe mir selbst nicht mehr geglaubt. Nicht, wenn ich gesagt habe „Mir geht’s gut“, und auch nicht, wenn ich leise dachte „Du bist doch eigentlich... mehr als das.“

In dieser Zeit fühlte sich alles dumpf an.

Meine Lieblingsmusik war nur noch Geräusch.

Mein Spiegelbild war ein Fremder.

Selbst das Gassi gehen, das mir früher so gut getan hat, war nur noch eine Pflicht.

Und mein innerer Grübler? Der hatte Hochsaison – mit Endlosschleife aus Selbstzweifeln und Zukunftsangst.

 

Aber irgendwo, ganz tief drin, war noch ein winziges Flackern.

Ein Funke, der sich weigerte, ganz zu verschwinden.

 

Und dieser Funke... war neugierig.

Was wäre, wenn ich heute nur eine kleine Sache für mich tue?

Nur eine gute Tasse Kaffee. Nur ein Foto von einem schönen Moment.

Nur ein Atemzug, der sich nicht wie Last, sondern wie Leben anfühlt.

 

So tastete ich mich langsam wieder zurück zu mir.

Nicht laut, nicht schnell, nicht linear.

Aber Stück für Stück.

 

Ich bin noch nicht wieder „die Alte“. Vielleicht werde ich es nie ganz sein.

Aber ich fange an, mich neu kennenzulernen. Und das ist okay.

Vielleicht ist das sogar mutiger, als einfach nur „funktionieren“.

Für dich, falls du das liest und dich selbst nicht mehr erkennst:

Du bist noch da. Auch wenn es sich nicht so anfühlt.

Und du darfst klein anfangen.

Ein Licht. Ein Schritt. Ein Atemzug.

 

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