
Stell dir vor, du läufst mit einem riesigen Rucksack voller Zeug durch dein Leben. Und nein, nicht metaphorisch – da ist wirklich alles drin: drei kaum benutzte Waffeleisen, fünf Fast-Fashion-Pullover mit Etikett und ein emotional aufgeladener Porzellanpudel von Tante Gerda. Klingt unbequem? Willkommen im Club!
Minimalismus wird oft verwechselt mit: "Ich lebe jetzt in einer weißen Wohnung mit einer Matratze auf dem Boden und esse nur noch Reis." Falsch. Es geht nicht ums Verzichten. Es geht ums Loslassen. Um das Loslassen von Dingen, die man gar nicht braucht – und manchmal auch um das Loslassen von Impulsen, die uns zu Dingen treiben, die wir dann gar nicht brauchen. Ein Teufelskreis mit Kreditkarte.
Ich gebe es zu: Ich war ein Impulskauf-Profi. Sah ich eine Werbeanzeige für eine solarbetriebene Selbstumrühr-Kaffeetasse, dachte ich: Das ist es! Das fehlt mir zum Glück. Drei Tage später stand die Tasse still in der Ecke – vermutlich beleidigt, weil sie nur ein einziges Mal benutzt wurde (und selbst das war ein Unfall).
Was ich inzwischen verstanden habe: Diese Käufe waren oft keine Käufe – es waren Trostpflaster. Mini-Ersatzbefriedigungen für etwas anderes. Ein schlechter Tag? Zack, neue Yogahose. Einsamkeit? Schwupps, ein Pasta-Maker. Langeweile? Warum nicht ein Abo für japanische Snacks (true story)?
Der Schlüssel? Ich musste mich nicht von allem trennen – sondern nur von dem, was mich runterzieht oder mich kurzzeitig glücklich machen soll, es aber nicht tut. Vor allem: Ich musste kapieren, was in mir den Impuls auslöst, irgendwas zu kaufen. Und dann: Muster ändern. (Spoiler: Das klappt nicht immer. Aber hey, Fortschritt, nicht Perfektion.)
Minimalismus bedeutet also nicht: „Ich darf nie wieder was Schönes kaufen.“ Sondern: „Ich wähle bewusst, was mir wirklich gut tut.“ Und manchmal ist das eben kein Ding, sondern ein Spaziergang, ein gutes Buch – oder einfach ein ruhiger Abend
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