Minimalismus und andere Fehlkäufe – eine Hassliebe

Veröffentlicht am 15. Mai 2025 um 07:00

Minimalismus und andere Fehlkäufe – eine Hassliebe

Seit letzter Woche bin ich Minimalistin. Also… so halb. Also… ich habe angefangen, darüber nachzudenken, eine zu werden. Und was macht man als erstes? Genau: Man guckt sich um – und fragt sich, ob man aus Versehen einen eigenen H&M eröffnet hat.

Denn da stehen sie, die Dinge, die ich im Kaufrausch angeschleppt habe. Die Anti-Frust-Kerze. Das achte Notizbuch für „neues Mindset“. Und – ganz wichtig – die schwarze Hose. Oder besser gesagt: die 25 schwarzen Hosen.

Warum wir kaufen, wenn wir down sind? Wissenschaftlich nennt man das „Retail Therapy“ – Einkaufen als Emotions-Boost. Kurz gesagt: Dein Hirn denkt, ein neues Paar Schuhe ist günstiger als eine Therapie. (Spoiler: Ist es nicht.)

Aber zurück zum Minimalismus. Ich könnte jetzt radikal alles ausmisten und das nächste Mal beim Entrümpeln wieder fluchen, warum ich das überhaupt gekauft habe. Oder – und das ist mein neuer Plan – ich benutze die Sachen einfach. Alle. Auch die neonpinke Wasserflasche, die „Selfcare“ schreit, aber nach zweimal Trinken klebrig ist.

Und schwarze Hosen? Werden jetzt erst mal nicht mehr gekauft. Ich habe mehr davon als die meisten Läden auf Lager. Sollte also der Welt-Vorrat an schwarzen Hosen knapp werden – keine Sorge, ich hab’s im Griff.

 

Wichtig ist ja: nicht nur weniger Kram haben, sondern auch nicht ständig neuen Kram dazukaufen. Ich meine, was bringt es, wenn ich 10 Duftkerzen aussortiere – und nächste Woche wieder beim Drogeriemarkt stehe, eine Vanille-Zimt-Meditations-Kerze in der Hand, und denke: „Ohhh, die riecht nach emotionaler Stabilität!“?

Genau. Ich arbeite also an mir. An meinem Kaufverhalten. An meiner inneren Festigkeit. An dem Punkt, an dem ich in einem Laden stehen und nichts kaufen kann – und trotzdem nicht das Gefühl habe, ein Stück meiner Seele zurückzulassen.

Mein Ziel: Mein Zuhause soll kein Vorratslager mehr sein. Keine Filiale für spontane Glücksversuche. Keine Endlagerstätte für emotionale Impulskäufe.

Das heißt aber nicht, dass ich jetzt sofort alles radikal rausschmeiße. Ich habe beschlossen: Dinge dürfen bleiben, solange sie einen Job haben. Also tragen, benutzen, aufessen oder wenigstens Staub ordentlich fangen. Wenn sie das nicht mehr machen – raus mit ihnen. Aber freundlich! Kein Drama. Kein „Du hast mich nie gebraucht“-Abschied von der fünften Yogamatte. Einfach: Danke, tschüss, war nett.

Und so werde ich langsam minimalistischer – nicht über Nacht, sondern in Etappen. Wie eine Diät, nur mit weniger Kalorienzählen und mehr Kleiderschrank-Tetris.

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