
ch weiß nicht, wie es euch geht, aber in meinem Kopf wohnt einer, der einfach nie die Klappe hält. Ich nenn ihn: den Grübler.
Der Grübler ist nicht einfach ein Gedanke. Nein. Der Grübler ist ein Vollzeitbeschäftigter mit Überstundenvertrag. Er wühlt, zweifelt, diskutiert – und zwar am liebsten dann, wenn ich Gassi gehe. Er sieht jeden Spaziergang als Brainstorming-Meeting:
"Was hätte ich vor 5 Jahren anders machen können?"
"Habe ich damals in der 9. Klasse jemanden traumatisiert?"
"Warum hat die Frau im Supermarkt gestern so komisch geschaut?"
Besonders in dunkleren Phasen läuft er zur Hochform auf. Da wird aus dem Grübler ein Festivalveranstalter für negative Gedanken. Ich könnte mitten im Gespräch mit einem lieben Menschen sein – und höre nichts. Weil der Grübler gerade auf der internen Bühne "Worst-Case-Szenarien 2025" spielt.
Irgendwann hatte ich genug.
Ich sagte mir: Wenn der Grübler schon mit mir Gassi gehen will, kriegt er Aufgaben. So kleine Grübler-Beschäftigungstherapie. Zum Beispiel: Pilze fotografieren.
Und siehe da: Sobald ich damit beschäftigt war, Pilze zu suchen (und gleichzeitig zu hoffen, dass mein Hund keinen frisst), hatte der Grübler keine Chance. Der war zu abgelenkt mit innerem Googeln: "Ist das ein Champignon oder Mord mit Ansage?"
Seitdem kriegt der Grübler regelmäßig Spielzeug. Blätter sortieren, knallbunte Türen fotografieren, Menschen Geschichten andichten. Alles ist erlaubt – Hauptsache, er hat zu tun und redet nicht wieder über meine Existenzkrise von 2003.
Mein Fazit: Du musst deinen inneren Grübler nicht loswerden. Aber du kannst ihm Aufgaben geben. Und wenn alles nichts hilft, einfach mal laut sagen:
„Grübler, jetzt ist mal Ruhe.“
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